Was ist eine Myokarditis?

Begriffserklärung

  • Myokarditis = Entzündung des Herzmuskels
  • Durch die Entzündung ist eine Einschränkung der Herzmuskelfunktion möglich, häufig findet sich aber keine Einschränkung
  • am häufigsten sind Kinder unter 2 Jahre und Jugendliche (14-18 Jahre) betroffen

Ursache / Entstehung

  • häufig liegt ein Virusinfekt zurück, ein Virusnachweis gelingt jedoch nicht immer.
  • Das Virus wandert nach der Erstinfektion in die Herzzellen und schädigt diese. Das Immunsystem bekämpft den Virus – zurück bleiben gegebenenfalls Defekte im Herzmuskel, die in Bindegewebe umgewandelt werden. In seltenen Fällen kann es zur chronischen Entzündung kommen.

Symptome

  • Symptome sind sehr unterschiedlich.
  • kleine Kinder: eher allgemeine Symptome wie Schwitzen, Trinkschwäche, Erbrechen und Gedeihstörung.
  • Jugendliche: Brustschmerzen, Atemnot, Herzrasen, aber auch allgemeine Symptome wie Müdigkeit und Leistungsminderung.

Diagnose

  • Eine Diagnose gelingt in der Regel nur durch die Betrachtung verschiedener Untersuchungen:
    EKG, Herzultraschall, Blutwerte (insbesondere herzspezifische Werte wie Troponin), ggf. MRT und/oder eine Herzkatheteruntersuchung.

Therapie

  • Die Therapie ist abhängig von der Ursache, der Schwere und dem Verlauf der Erkrankung.
  • Oft ist eine Bettruhe und Monitor-Überwachung auf einer Überwachungs- oder Intensivstation notwendig.
  • Wenn nötig, erfolgt die Gabe von Medikamenten, die die Herzfunktion oder das Immunsystem unterstützen.
  • In sehr schweren Fällen muss die Herzfunktion durch eine maschinelle Kreislaufunterstützung auf einer Intensivstation übernommen werden.

Langzeitprognose und Nachsorge

  • Nach Entlassung sind körperliche Schonung, Sportverbot und regelmäßige kinderkardiologische Kontrollen empfohlen.
  • In den meisten Fällen kommt es zur vollständigen Ausheilung, bei ca. 20-30 % kommt es zur länger anhaltenden Einschränkung der Herzfunktion. Der Übergang in eine chronische Myokarditis ist möglich.
  • Myokarditis = Entzündung des Herzmuskels
  • Durch die Entzündung ist eine Einschränkung der Herzmuskelfunktion möglich, häufig findet sich jedoch auch keine Einschränkung.
  • Kann ohne Symptome verlaufen, daher hohe Dunkelziffer vermutet
  • Kann in allen Altersstufen auftreten, vom Neugeborenen bis zum Erwachsenen
  • Im Kindesalter sind am häufigsten Kinder unter 2 Jahren sowie Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren betroffen
  • Schätzungen zur Häufigkeit: 1-2 pro 100.000 Kinder
  • teils ungeklärt, da nicht immer ein Virusnachweis gelingt
  • Viren: am häufigsten Parvovirus B19 oder Herpesviren (HHV6, HHV7), auch andere kommen vor (u.a. Enteroviren, CMV)
  • selten Bakterien oder andere Erreger wie Pilze
  • sehr selten durch Medikamente
  • Immunologische Ursachen
  • Genetische Veranlagung
  • sehr unterschiedlich
  • von keinen (!) Symptomen über Brustschmerzen und Atemnot bis hin zum Schock mit Notwendigkeit der Wiederbelebung (Reanimation)
  • Kinder unter 2 Jahre:
    • Eher allgemeine Symptome, die auch auf viele andere Krankheiten zutreffen, wie: Fieber, Gedeihstörung, Trinkschwäche, vermehrtes Schwitzen, Erbrechen, veränderte Atemmuster und Atemaussetzer oder bläuliche Haut-Verfärbung durch Sauerstoffmangel
  • Ältere Kinder/Jugendliche:
    • häufig zurückliegender Infekt
    • oft Herzrasen, Brust-/Herzschmerz, Atemnot
    • allgemeine Symptome sind Müdigkeit, Schlappheit, Schwäche oder Leistungsknick
  • Bei einer Virusinfektion wandert der Virus in die Herzzellen und schädigt diese. Das Immunsystem bekämpft das Virus durch Immunzellen. Defekte, abgestorbene oder funktionsbeeinträchtigte Herzzellen bleiben zurück.
  • In der Ausheilungsphase ersetzt der Körper die geschädigten Zellen durch Bindegewebe. Es kann eine Funktionseinschränkung zurückbleiben.
  • Je jünger das Kind ist, desto höher ist das Risiko für einen schwereren Verlauf.
  • Es gibt keine Diagnosemethode mit 100 %-iger Sicherheit. Die Diagnosestellung erfolgt durch die Betrachtung von Befunden aus verschiedenen Untersuchungen.
  • EKG, Echokardiografie (Herzultraschall), ggf. Röntgen:
    Die Untersuchungen können Hinweise auf Störungen der Herzfunktion geben. Sie sind aber nicht spezifisch genug, um die Diagnose einer Myokarditis ausreichend zu stellen.
  • Labor:
    spezifische Herzenzyme wie Troponin sind oft (deutlich) erhöht. Sie sind im Blut zu finden, wenn Herzmuskelzellen geschädigt wurden. Sie sind ein wichtiges Kriterium für die Diagnose. Allerdings können auch andere Herzerkrankungen die Ursache für erhöhte Herzenzyme sein.
  • MRT:
    Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist nicht-invasiv, bedarf bei kleineren Kindern jedoch häufig einer Sedierung. Im Unterschied zum Ultraschall können neben Aussagen zur Funktion und Größe des Herzens auch Aussagen zu Entzündungen, Gewebeveränderungen und Gewebevernarbungen getroffen werden.
  • Herzmuskelbiopsie:
    Hierbei handelt es sich um eine invasive diagnostische Methode, die der Goldstandard zur Diagnosestellung einer Myokarditis ist.
    Im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung wird, von einem großen Blutgefäß ausgehend, ein kleiner Katheter bis ins Herz vorgeschoben. Am Katheterende ist eine kleine Zange montiert, die etwa 1mm große Gewebestücke (Biopsien) aus dem Herz ausstanzt. Die Biopsien werden in der Pathologie untersucht, so wird u.a. der Nachweis von Erregern, Entzündungszellen und bindegewebigen Veränderungen im Herzmuskel ermöglicht.
  • keine einheitliche Therapie bisher etabliert
  • Therapie ist abhängig von der Ursache, Verlauf, Schwere der Myokarditis

  • Hauptziele:
    • Stabilisierung der Pumpfunktion
    • Unterstützung des Immunsystems
  • oft Bettruhe und kontinuierliche Überwachung am Monitor auf einer Überwachungs- oder Intensivstation zum Ausschluss von Herzrhythmusstörungen
  • bei eingeschränkter Pumpfunktion:
    • Gabe von Herzinsuffizienzmedikamenten (Betablocker, ACE-Hemmer, Diuretika u.a.)
    • ggf. Gabe von Immunglobulinen: Antikörper, die das Immunsystem mit dem Ziel eines Entzündungsrückgangs unterstützen
  • bei schweren Verläufen:
    • Spezielle herzunterstützende Medikamente (Katecholamine), die Gabe erfolgt meist auf einer Intensivstation.
    • Notfalls Unterstützung der Herzfunktion durch den Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine oder eines Kunstherzens, welche die Pumparbeit übernehmen
  • nach akuter Erkrankung körperliche Schonung empfohlen
  • Sportverbot meist für mehrere Monate, Wiederaufnahme erst nach kardiologischer Untersuchung
  • in den meisten Fällen komplette Ausheilung und Erholung des Herzmuskels
  • bei ca. 20 % bleibende reduzierte Herzfunktion
  • Übergang in chronische Myokarditis oder Kardiomyopathien möglich